Die Masse eines Planeten ist die GrĂ¶ĂŸe, welche das Ausbilden einer AtmosphĂ€re bestimmt. So haben die massereichen Ă€ußeren Planeten unseres Sonnensystems riesige AtmosphĂ€ren aus Wasserstoff, Helium, Ammoniak und Methan. Die inneren Planeten dagegen haben schwach ausgebildete AtmosphĂ€ren, wobei die schwereren Gase Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid die Hauptrolle spielen. Bei noch kleineren Objekten, wie beispielsweise dem Erdmond, reicht die Gravitationskraft nicht mehr aus, Gase dauerhaft zu binden.

Es gibt jedoch eine flĂŒchtige AtmosphĂ€re aus Atomen, die durch Mikrometeoriten, durch Ionen des Sonnenwindes oder durch Photonen aus dem Gestein der MondoberflĂ€che herausgeschlagen worden sein könnten. Sie könnte aber auch durch die Verdampfung von Atomen von der heißeren, erleuchteten OberflĂ€che gebildet worden sein.

Durch Beobachtungen im WellenlĂ€ngenbereich der Elemente Natrium und Kalium können die Eigenschaften dieser dĂŒnnen AtmosphĂ€re verfolgt werden, was wichtige Einsichten in deren Entstehung und Erhaltung geben kann. Zwar sind spektroskopische Aufnahmen der niedrigen AtmosphĂ€re zu jeder Mondphase möglich, Aufnahmen der ausgedehnten AtmosphĂ€re gelingen jedoch nur unter besonderen UmstĂ€nden. Nahe Neumond ist der Himmel zur Beobachtungszeit noch zu hell, nahe Vollmond ĂŒberstrahlt das gestreute Licht der abgedeckten Mondscheibe das eigentliche Beobachtungsobjekt. Eine gĂŒnstige Gelegenheit bietet hier eine totale Mondfinsternis, bei welcher der Mond vollstĂ€ndig in den Erdschatten eingetaucht ist, die MondatmosphĂ€re aber noch von der Sonne beschienen wird.

Um nun die zirkumlunare Natriumverteilung zu erhalten, werden mehrere Aufnahmen benötigt: eine Aufnahme in der NatriumwellenlĂ€nge, die nebenbei auch noch störendes Streulicht enthĂ€lt und eine außerhalb dieses WellenlĂ€ngenbandes. Durch Subtraktion erhĂ€lt man ein Bild der Natriumverteilung aus lunaren und irdischen Quellen. Ein drittes Bild, bei welchem das Teleskop nicht auf den Mond zeigt, liefert den Beitrag der irdischen Quellen. Durch eine letzte Subtraktion erhĂ€lt man so die gewĂŒnschten Daten.

Die von M. Mendillo und J. Baumgardner (Nature 377, 404 [1995]) im November 1993 wĂ€hrend einer totalen Mondfinsternis beobachtete Natrium-AtmosphĂ€re war bei Vollmond betrĂ€chtlich weiter ausgedehnt als erwartet - sie erstreckte sich zu mindestens neun Mondradien. Die gemessene Helligkeitsverteilung lĂ€ĂŸt nun RĂŒckschlĂŒsse auf die Entstehung der AtmosphĂ€re zu. Nach den Autoren ist sie unvereinbar mit Quellen, die entweder solaren Wind oder Mikrometeoriten einschließen. Es verbleiben Photon-Sputtering oder thermische Verdampfung als bevorzugte ErklĂ€rungen fĂŒr die MondatmosphĂ€re. Dies lĂ€ĂŸt vermuten, daß auch die flĂŒchtigen AtmosphĂ€ren anderer einfacher Körper, wie z.B. Merkur, durch das Sonnenlicht erzeugt werden.