Durch die gesamte Geschichte haben viele Gesellschaften und Einzelpersonen geglaubt, der Mond habe einen Einfluß auf Wetter und Klima. Tatsächlich haben Wissenschaftler bereits einen Zusammenhang der Niederschlagsvariationen, Gewitterhäufigkeit, täglichen Druckschwankungen, Hurrikanen, Bewölkungsrate und den Mondphasen beobachten können.

In gewissen Teilen der Welt ist das Auftreten einer lunaren Komponente in der täglichen Temperatur vergleichsweise gut bekannt, jedoch extrem klein und schwer nachweisbar. Durch das Fehlen akkurater, globaler Messungen auf täglicher Basis wurde bis vor kurzem die klare Identifikation dieses lunaren Einflusses auf die planetare Temperatur erschwert.

Ein neuer Satz täglicher Satellitendaten ergibt jetzt die Möglichkeit, den Einfluß der Mondphasen zu ermitteln. Im Zeitraum von Januar 1979 bis August 1994 wurden, basierend auf der Mikrowellenemission molekularen Sauerstoffs, die globalen Temperaturanomalien in der unteren Troposphäre gemessen. Die Mondphasen wurden für jeden Tag durch den mittleren Winkelunterschied zwischen den scheinbaren Längen des Mondes und der Sonne bestimmt. Ein Vergleich mit den Temperaturanomalien ergibt eine lineare Relation zwischen ihnen und den Mondphasen über die letzten 15 Jahre. So ist es in der unteren Troposphäre bei Neumond im Mittel 0,02 K kälter als bei Vollmond. Weiterhin koinzidieren die wärmsten Tagestemperaturen über einen synodischen Monat (29,53 Tage) mit Erscheinung des Vollmondes.

Die Existenz einer identifizierbaren Relation zwischen den Mondphasen und der globalen Temperatur wirft die Frage nach ihrem Grund auf. So gibt es lunare Störungen des Erdmagnetfeldes, lunare Modulationen meteorischen Staubes und Gezeitenkräfte auf die Atmosphäre, welche beispielsweise die Lage des subtropischen Hochdruckgürtels beeinflussen. Insbesondere sind aber auch das reflektierte Sonnenlicht und die bei Vollmond verstärkte Infrarotstrahlung von der Mondoberfläche in Betracht zu ziehen.

Diese Ergebnisse geben nicht nur dem Verdacht vieler vergangener Wissenschaftler recht sondern deuten auch an, daß die globalen Temperaturmessungen mittlerweile recht akkurat sind.

(Science 267, 1481 [1995])


Der redigierte Text erschien in Sterne und Weltraum 35 Nr. 6 [1996], Seite 430