Christopher R. Kitchin: Telescopes and Techniques. An Introduction to Practical Astronomy. Springer Verlag, London 1995. 204 Seiten. Softcover 39,00 DM. ISBN 3-540-19898-9

Der Untertitel ist Programm. Auf knappen 200 Seiten gibt der Direktor der Universitätssternwarte in Hertfordshire, Dr. C. R. Kitchin, eine gelungene Einführung in die praktische Astronomie. Dieses englische Taschenbuch ist einführend in dem Sinne, daß keine Vorkenntnisse angenommen werden, aber nicht in dem üblichen Sinne, daß Mathematik vermieden wird. Jeder der etwas über Teleskope lernen möchte, wie sie arbeiten, wie man sie benutzt und wie man eines zum eigenen Gebrauch aussucht, wird dieses Buch hilfreich finden.

Die eher als apokryph einzustufende Geschichte, daß im Jahre 1608 die Kinder eines niederländischen Brillenmachers beim Spielen mit Linsen entdeckt haben sollen, daß bei einer bestimmten Linsenkombination ein entfernter Kirchturm näher erschien, leitet die erfrischende und detailreiche Übersicht über die historischen und moderenen Teleskoptypen ein. Die optischen Bestandteile eines Teleskopes mitsamt ihren abbildenden Eigenschaften und Aberrationen werden erläutert, begleitet von einfach nachzuvollziehenden mathematischen Formeln. Wenn auch die sich anschließende Anleitung zur Justage der Teleskopspiegel bei weiten nicht ausreicht, professionelle Ergebnisse zu erzielen, so entschädigen doch die folgenden Kapitel durch ihre Ausführlichkeit.

In ihnen werden anhand zahlreicher Zeichnungen die gerade für Anfänger so verwirrend unterschiedlichen Koordinatensysteme veranschaulicht, wie auch die sich überlagernden wahren und scheinbaren Bewegungen der einzelnen Himmelskörper, welche bekanntlicherweise nicht nur angehenden Astronomen sondern ganzen früheren Generationen Kopfzerbrechen bereiteten. Erklärt werden solche Dinge wie siderische und Sonnenzeit, Rektaszension und Deklination, Konjuktion und Opposition usw. Eine kleine Sammlung von Übungsfragen rundet dieses, wie übrigens die meisten anderen Kapitel ab.

In der zweiten Buchhälfte werden, dem Stil der ersten Kapitel folgend, klassische und moderne Methoden der astronomischen Beobachtung gegenübergestellt. Hier finden sich Hinweise sowohl für die visuelle Beobachtung des Mondes, der Planeten und Sterne, als auch - die leidenschaflichen Amateure mit größeren Geldbeutel ansprechend - für die instrumentelle Beobachtung mittels Detektoren, wie beispielsweise CCDs, deren Technik hier besprochen wird. Wer über das bloße sich an den Bildern Erfreuen hinaus die so gewonnenen Daten weiter verarbeiten möchte, oder sogar Photometrie oder Spektroskopie mit seinem Teleskop vor hat, bekommt hier die nötigen Grundkenntnisse vermittelt.

Der Autor wendet sich mit seinem Buch an Astronomiestudenten des ersten Semesters aber auch an angehende Hobbyastronomen im außeruniversitären Bereich. Wer über das Grundwissen hinausgehende Lektüre benötigt, wird auf das recht ausführliche Literaturverzeichnis verwiesen, das allerdings ausschließlich englische Literatur beinhaltet. Sollte dieses schön zu lesende Buch ins Deutsche übertragen werden, ist lediglich an dieser Stelle ein Ergänzung wünschenswert.


Der redigierte Text erschien in Sterne und Weltraum 35 Nr.6 [1996], Seite 512